Donnerstag, 2. Februar 2012

p2p, b2p, f2p, wtf?

oder: Das Guild Wars 2 Bezahlmodell

In vielen Foren äußern sich häufig skeptische Stimmen, ob sich so ein großes MMORPG wie Guild Wars 2 überhaupt ohne monatliche Gebühren finanzieren lässt.

Die Skepsis ist nicht unbegründet. Als die ersten MMORPGs aufkamen war eine monatliche Gebühr die einzige Möglichkeit, diese am Leben zu halten. Die meisten schrecken auch einfach vor den bekannten Alternativen zurück: Sogenannte "free to play" (f2p) MMORPGs 'motivieren' die Spieler, sehr viel Geld in einem "Cashshop" bzw. "Ingameshop" zu lassen; das geschiet meistens dadurch, dass nur Spieler, die dort viel Geld investieren, auch entsprechenden Erfolg im Spiel haben können. Es gibt Spieler, die investieren monatlich tausende von Euro nur um der Beste zu sein.

Dieses Verfahren schreckt vor allem Spieler ab, die Fairness zu schätzen wissen oder die einfach nur ein schönes Spiel spielen wollen. Und doch ist es für Entwickler reizvoll, ein solches Bezahlmodell zu nutzen, weil die Einnahmen doch vergleichbar hoch sind.
Aus dem Grund sind Spiele wie "Der Herr der Ringe Online" oder "Age of Conan" auf ein derartiges f2p-Modell umgestellt worden. Seit der Umstellung habe sich der Umsatz von Turbine, Entwickler von "Der Herr der Ringe Online", verdreifacht.

Aber was halten die Spieler davon?
Nicht wenig Spieler nutzen lieber die Premium-Features als weiterhin monatliche Gebühren zu zahlen, sie kaufen lieber die Inhalte als sie zu mieten. Allerdings mehren sich die kritischen Stimmen, dass es zu viele Features gibt, die spielerische Vorteile bieten, vor allem bei "Age of Conan". Aber auch die Attributserhöhungen in "Der Herr der Ringe Online" sind nicht ohne, da diese im Spiel nur sehr schwer zu bekommen sind.
Also ist es auch in den ehemaligen p2p ("pay to play") Spielen so, dass Spieler mit mehr Geld oft auch mehr Vorteile im Spiel selbst haben.

Die Attribut-Schriften ernteten die größte Kritik der HdRO-Community; 300 Punkte entsprechen 3-4€.

Auf dem Onlinemarkt gab es also bisher eigentlich nur 2 Ausrichtungen - entweder f2p mit kaufbaren Vorteilen oder p2p mit höchstens kosmetischen Angeboten oder allgemeinen Dienstleistungen wie Charakterumbenennung, Servertransfer u.ä.


Die einzige Ausnahme

Guild Wars ist bisher die einzige Ausnahme auf dem Onlinemarkt. Man kauft sich das Spiel und kann es ohne monatliche Gebühren spielen und ohne dass man sich Vorteile gegenüber anderen Spielern kaufen konnte (wird oft als "buy to play", kurz b2p bezeichnet). Jeder Spieler konnte das Spiel nicht nur durchspielen ohne jemals den Shop besucht zu haben, man konnte sogar hunderte, wenn nicht sogar tausende von Stunden im Spiel verbringen ohne sich Zusatzinhalte zu kaufen.
Trotzdem gibt es einige Dinge, die recht stark kritisiert werden:
  • Fertigkeiten freischalten (PvP)
  • Gegenstände freischalten (PvP)
  • Söldnerpacks
Man kann zusätzlich Geld ausgeben um alle Fertigkeiten und alle Gegenstände für's PvP freizuschalten. Man kann sich aber auch alles freispielen. Das macht den Charakter allerdings nicht stärker als andere.
Schon mit wenigen Stunden Spielzeit kann man seinen Charakter vollständig ausgebaut haben, damit er komplett konkurrenzfähig ist. Reinen PvPlern wird sogar mit dem PvP-Zugangskit entgegen gekommen. Man zahlt etwas mehr als für eines der Spiele und bekommt den kompletten Zugang zu den PvP-Inhalten aller Spiele und kann sich sein Startsetup von Fertigkeiten und Gegenständen selbst zusammenstellen, mit denen man von Anfang an so gut ausgerüstet ist wie jemand, der sich bereits alles freigeschaltet und hunderte Stunden gespielt hat.

Die Freischaltpacks sind daher nicht notwendig. Wer die normale Version gekauft hat kann sich auch alles im PvE freispielen. Es gibt auch einige PvP-Spieler, die es vorziehen, die Fertigkeiten selbst freizuschalten.
Trotz dieser Freischaltungen gegen Euros erhält man im Spiel keinen direkten Vorteil; man spart sich lediglich Zeit wenn man mehrere Charatere und/oder Builds spielen möchte.

Stärker in der Kritik sind die Söldner. Sie erlauben dem Spieler, eigene Charaktere zu NPCs zu machen, die die Gruppe des Spielers verstärken. Es gibt zwar auch so Helden, welche die gleiche Funktion erfüllen, doch erlauben die Söldner den Spielern Kombinationen, die Spieler ohne Söldner nie verwenden könnten.

Die Söldner erlauben dem Spieler, eigene Charaktere als NPCs in die Gruppe einzuladen.

Da die Söldner gegenüber den normalen Helden sonst keinen weiteren Vorteil haben, ist der kaufbare Vorteil gegenüber anderen Spielern marginal. Eine +10 Stärke Schrift von HdRO hat mehr Einfluss auf das Spiel mit anderen Spielern.

Also kann man durchaus sagen, Guild Wars bietet den Spielern den fairsten Shop unter Spielen ohne monatliche Gebühren.
Allerdings ist Guild Wars ein Lobby-Spiel; man trifft sich mit anderen Spielern nur in Städten und muss eine Gruppe bilden um mit ihnen gemeinsam in die erforschbaren Gebiete zu gehen. Ein Argument der Skeptiker ist, dass es daher geringere Kosten verursacht als ein richtiges MMORPG.
Doch stimmt das auch?

Guild Wars hätte sich auch komplett durch Boxverkäufe finanzieren können. Blizzard hat es schon vorgemacht: Diablo 1&2, WarCraft 2&3 und Starcraft sind alles Spiele, die sich, deren Weiterentwicklung und die Entwicklung neuer Spiele rein durch Boxverkäufe finanziert haben und trotzdem bereits seit 1995 ein umfangreiches Onlinespiel ermöglichen. Möglich war dies trotz schlechterer Technik und höheren Server- und Traffickosten durch einen sauber programmierten Netzcode, dem Battle.net.

Einen derartigen Netzcode kann auch Guild Wars bieten und es ist kein Zufall, dass die Firma, die das Spiel und seinen Nachfolger entwickelt, ArenaNet heißt.
Die drei Gründer waren nämlich die ursprünglichen Entwickler des Battle.Net.
Das heißt auch, dass Guild Wars 2 ebenfalls einen so effizienten Netzcode nutzt.


Laufende Kosten für ein MMORPG

Ein MMORPG hat entgegen der Meinung vieler Spieler kaum höhere Kosten als ein Offlinespiel. Der einzige Unterschied ist, dass es laufend weiter entwickelt wird und diese Entwicklung als "Content-Patches" und Addons im Spiel zu sehen ist.
Aber wenn man die "Content-Patches" zu der Entwicklung des jeweiligen Spiels/Addons hinzurechnet (für das man ja auch bezahlen muss wie für ein neues Spiel) ist das Ergebnis auch kein anderes als bei Offlinespielen.
Das heißt, bis auf 2 Punkte sind die Kosten vergleichbar.

Diese zwei Punkte sind:
  • Traffic- und Serverkosten
  • Erhöhte Personalkosten für zusätzlichen Support
Support wird immer benötigt, egal ob es sich um ein Offline- oder Onlinespiel handelt. Der Unterschied ist, dass Onlinespiele aufgrund von Bottern, Cheatern, Hacks usw. (die bei Offlinespielen keine Rolle spielen) ein umfangreicheres Personal benötigen. Daher sind die Personalkosten leicht erhöht. Dass das trotzdem keinen großen Einfluss hat, sieht man an Spielen mit Onlinefunktion, wo oben genannte Eingriffe in das Spiel trotz ausbleibenden monatlichen Gebühren trotzdem mit aller Härte verfolgt und bestraft werden.
Allerdings wird der Support von Guild Wars 2 wahrscheinlich nicht so umfangreich sein wie der in World of Warcraft, weil NCSoft, Publisher von Guild Wars 1&2, für den Support verantwortlich sein wird und Blizzard allgemein etwas mehr Geld für den Support ausgibt.

Bleiben aber noch die Traffic- und Serverkosten übrig. NCSoft gibt zu den besagten Kosten im Quartalsbericht an, dass diese für alle von ihnen veröffentlichten Onlinespiele (inkl. Guild Wars, Aion, City of Heroes uvm.) nur 5% der gesamten Kosten betragen. Das ist weniger als 1% vom Umsatz. Damit fallen diese Kosten so gut wie gar nicht ins Gewicht.

Dank sauberer Programmierung und Weiterentwicklung der Technik unterscheiden sich die Kosten für ein MMORPG und ein Offlinespiel also kaum noch.
Und das bringt uns zur ursprünglichen Frage zurück, ob sich ein so großes MMORPG wie Guild Wars 2 überhaupt ohne monatlichen Gebühren finanzieren lässt. Die Antwort sollte nun eindeutig sein.

Theoretisch könnte sich Guild Wars 2 auch rein von den Verkäufen des Spiels an sich finanzieren, aber selbstverständlich verschenkt keine Firma Geld. Daher bietet ArenaNet zusätzlich kosmetische Waren für das Spiel an, die keinen großen Einfluss auf das Spiel selbst haben. Das sorgt zum einen für Zusatzeinnahmen, zum anderen für einen guten Ruf (keine monatlichen Gebühren und kein unfairer Ingame-/Cashshop), der Gold wert sein kann, wie man bei Blizzard Entertainment in der Vergangenheit gesehen hat. Welcher Diablo oder Warcraft Fan hat nicht fast blind bei einem neuen Blizzard-Produkt zugegriffen?

Das Ganze hat auch noch einen netten Zusatzeffekt für die Spieler:
Da es keine monatlichen Gebühren gibt entfällt im Spiel alles, was den Spieler so lange wie möglich an der Stange halten soll ohne viel Inhalt zu bieten (z.B. Grind oder sehr lange Laufwege). Dazu kommt noch, dass auf diese Weise auch Suchtpotentiale entfallen, das bedeutet die Entwickler müssen versuchen, ein extrem hohes Qualitätniveau zu erreichen damit das Spiel, die Addons und weitere Spiele gekauft werden.
So kann man als Spieler sicher sein, dass man bei Guild Wars 2 auch wirklich etwas geboten bekommt.


- Danny

3 Kommentare:

  1. Sehr schön geschrieben! Finde Super, dass für GW und GW2 keine Gebühren verlangt werden und es keinen ItemShop gibt. So kann man das Spiel einfach genießen ohne dafür viel zu zahlen, obwohl viele sind bereit mehr für so ein geiles Spiel zu zahlen.

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  2. Dieser Beitrag hat mich jetzt endgültig entschloss hier weiter Aktiv mit zu lesen. Du wirst erstmal direkt in meine Favo geaddet :D

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  3. Moin, deine Artikel gefallen mir. Hast du eventuell Interesse, bei etwas größerem mitzuarbeiten? Wenn ja, meld dich mal bei admin@waynegaming.de

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